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![]() Nur nicht... Das Leben wäre vielleicht einfacher, wenn ich dich gar nicht getroffen hätte. Weniger Trauer, jedes mal, wenn wir uns trennen müssen, weniger Angst vor der nächsten und übernächsetn Trennung. Und auch nicht soviel von dieser machtlosen Sehnsucht, wenn du nicht da bist, die nur das Unmögliche will und das sofort, im nächsten Augenblick und die dann, weil es nicht sein kann betroffen ist und schwer atmet. Das Leben wäre vielleicht einfacher, wenn ich dich nicht getroffen hätte. Es wäre nur nicht mein Leben. (Erich Fried) ------------------------------------------------------------------------ ![]() Von der Freundschaft Und ein Jüngling sagte: Sprich zu uns von der Freundschaft. Und er antwortete und sagte: Euer Freund ist die Erlösung eurer Bitten. Er ist eure Acker, auf dem ihr mit Liebe sät und mit Dankbarkeit erntet. Und er ist euer Tisch und euer Platz am Feuer. Denn ihr kommt zu ihm mit eurem Hunger, und sucht bei ihm den Frieden. Wenn euer Freund seine Meinung äußert, fürchtet ihr nicht das Nein in eurer Seele, noch versagt ihr ihm das JA. Und wenn er schweigt, hört euer Herz nicht auf, seinem Herzen zu lauschen; denn ohne Worte werden in der Freundschaft alle Gedanken, alle Wünsche, alle Erwartungen geboren und geteilt mit einer Freunde, die keiner Bestätigung bedarf. Und trennt ihr euch von eurem Freund, dann trauert ihr nicht; denn was ihr am mesisten liebt, könnte in seiner Abwesenheit klarer zu erkennen sein, so wie dem Kletterer der Berg von der Ebene aus deutlicher erscheint. Denn Liebe, die etwas anderes erstrebt als die Offenbarung ihres eigenen Geheimnisses, ist keine Liebe, sondern ein ausgeworfenes Netz- und nur Wertloses verfängt sich darin. Und euer Bestes sei für euren Freund. Wenn er die Ebbe eurer Seele erleben muss, dann lasst ihn auch deren Flut erleben. Denn was ist euer Freund, dass ihr ihn aufsuchen dürftet, um Zeit totzuschlagen? Sucht ihn stets auf, um Zeit zu erleben. Denn seine Aufgabe ist, eure Sehnsucht, nicht eure Leere zu füllen. Und die Süße eurer Freundschaft sei mit LAchen und geteilten Freuden gewürzt. Denn im Tau kleiner Dinge findet das Herz seinen Morgen und seine Erquickung. (Khalil Gibran, der Prophet) ![]() --------------------------------------------------------------------------------- ![]() Vom Schmerz Und eine Freu sprach und sagte: Erzähle uns vom Schmerz. Und er sagte: Euer Schmerz ist das Aufbrechen der Schale, die euer Verstehen umschließt. Ebenso wie der Stein des Pfirsichs aufbrechen muss, damit sein HErz sich in die Sonne erheben kann, müsst ihr den Schmerz erfahren. Und könntet ihr eurem Herzen das Staunen über die täglichen Wunden eures Lebens wach halten, erschiene euch euer Schmerz nicht weniuger wunderbar als eure Freude. Und ihr Würdet die JAhreszeiten eurer Seele ebenso annehmen, wie ihr von jeher Jahreszeiten angenommen habt, die über eure Felder ziehen. Und ihr würdet die Winter eures Kummers mit heiterer Glassenheit durchwachen. Euer Schmerz ist großenteils selbst erwählt. Er ist der bittere Trank, mit dem der Arzt in euer krankes Selbst kuriert. Vertraut also dem Arzt und trinkt seine MEdizin ruhig und ohne zu murren. Deine seine schwere udn harte Hand gehorcht der sanften Hand des Unsichtbaren. Und der Becher, den er euch reicht, verbrennt euch zwar die Lippen, doch ist er aus dem Ton geformt, den der Töpfer mit seinen eigenen heiligen Tränen benetzte. (Khalil Gibran, Der Prophet) ![]() ------------------------------------------------------------------------------- ![]() Von der Selbsterkenntnis Und ein Mann sagte: Sprich zu uns von der Selbsterkenntnis. Und er antwortete und sagte: Euer Herz weiß schweigend die Geheimnisse von Tagen und Nächten. Doch eure Ohren lechzen nach dem Klang des Wissens eures Herzens. Ihr möchtet mit euren Worten erfahren, was ihr im Denken schon immer gewusst habt. Ihr möchtet mit euren Fingern den nackten Leib eurer Träume begreifen. Und das ist auch richtig so. Die verborgene Quellbrunnen eurer Seele muss unweigerlich steigen und murmelnd zum Meer fließen; und der Schatz eurer endlosen Tiefen möchte euren Augen offenbart werden. Doch haltet keine Waage bereit, um eure unbekannten Schätze zu wäügen; un versucht nicht, die Tiefe eures Wissens mit Messstab oder Lotleine zu ergründen. Denn das Selbst ist ein Meer ohne Grenzen und Maß. Sagt nicht: Ich habe die Wahrheit gefunden, dondern: ich habe eine Wahrheit gefunden. Sagt nicht: Ich habe den Weg der Seele gefunden, sondern: Ich bin auf meinem Weg der wandernden Seele begegnet. Denn die Seele wandelt auf allen Wegen. Die Seele geht keinen geraden Weg, noch wächst sie wie ein Schilfrohr. Die Seele entfaltet sich wie tausendblättriger LOtos. (khalid Gibran, Der Prophet) ![]() |
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